Geschichte der Wallfahrtskirche
„Südwestlich von Straubing, nahe der Ortschaft Pönning, liegt neben einem bäuerlichen Anwesen die Wallfahrtskirche Antenring. Der tatsächliche Ursprung der Wallfahrt liegt im Dunkeln. Er steht aber mit einem Brunnen in Verbindung. Die heutige Wallfahrtskirche (barocke Ausstattung) wurde 1757 geweiht.
Die Sage von Antenring:
In alter Zeit hatten fromme Christen bei dem Ort Antenring eine Kirche zu Ehren der lieben Gottesmutter gebaut und es war dahin viel Zulauf. Damals aber führten die Wege noch durch finstere Wälder. Darin hielten sich Räuber versteckt, die über die Kirch(enwall) Fahrer herfielen und sie ausraubten. Als nun die geplagten Leute ihre Not der Gottesmutter klagten, und die Kirche immer stiller und einsamer wurde, kam eine große Engelschar vom Himmel herab. Sie rückten die Kirche von den Grundmauern und hoben sie auf, um sie zu einem sicheren Ort ans andere Donauufer zu tragen. Doch das Bauwerk war schwer und deshalb mussten die Engel unterwegs dreimal absetzen; das erste Mal auf einer Wiese bei Alburg, die seither das "Frauenfleckl" genannt wird, das zweite Mal bei dem Ort Frauenbrünnl, wo seither der Quellbrunnen fließt; und endlich, als es schon finster wurde, setzten sie die Kirche an der Donau auf der Schiffsbreite ab. Da kam ganz wunderbar ein großes Schiff gefahren. Darauf führten die Engel die Kirche ans andere Ufer und stellten sie beim Ort Sossau ab. Keines Menschen Auge hatte es gesehen, kein Ohr etwas gehört. Aber als der neue Tag anbrach, fing das Frühglöcklein der Kirche von selber an zu läuten und rief die Leute zusammen. Wie im Kloster Windberg aufgeschrieben ist, geschah die Überführung der Sossauer Kirche im Jahre 1177. Es ist da auch vermerkt, dass die Kirche ganz ohne Grundmauern ist.“1
Die Legenden von Antenring mit dem Hinweis auf die Erbauung durch die Römer sind nirgends belegbar. Ähnlich verhält es sich mit der Überführung der ursprünglichen spätgotischen Wallfahrtskirche in Antenring nach Sossau gemäß der Lorettolegende, der Übertragung des hl. Hauses aus Nazareth im Jahre 1295 über Fiume nach Loretto, Süditalien mit den drei Stationen.
Die Ansiedlung Antenring soll angeblich älter sein als die beiden Nachbarorte Pönning und Gunting. Antenring soll eine römische Befestigungsanlage gewesen sein, die später, nach der Christianisierung, eine Kirche wurde.
Der Windberger Mönch Christophorus Halwax versucht mit den Kenntnissen der 17. Jahrhunderts in späthumanistischer Tradition anhand eines obskuren Einzelschicksals die römische Vergangenheit Straubings lebendig zu machen: dies geschieht durch die fälschliche Deutung des Namens Azlburg. Azlburg ist ein Kompositum aus einem Personennamen (Azzo / Azzilo) und der Bezeichnung Burg. Man versuchte nun Reste eines römischen Namens zu finden und kam auf Acilia. Als Gründer bot sich nun der römische Märtyrer gleichen Namens, Acilius Glabrio, an. Halwax schreibt in der Legende des Man(l)ius Acilius Glabrio aus dem Jahre 1680:
„Glabrio war im Jahre 91 Konsul neben Trajan und wurde von Kaiser Domitian 95 n. Chr. zum Tode verurteilt. Nach der Sage verließ Glabrio Italien, um sich in der Nähe von Straubing niederzulassen. Hier erbaute er die nach ihm benannte Azlburg. Glabrio gilt auch als Erbauer der Marienkapelle in Antenring (Acilianische Kapelle), die selbst die Ungarneinfälle überstanden haben will. Die Kapelle wurde nach Windberger Überlieferungen 1177 von Engeln nach Alburg (Frauenbründl) gebracht, um nach kurzer Station in Sossau ihren letzten Standort zu finden.“2 Sossau gehörte bis zur Säkuarisation zum Kloster Windberg.
Eine spätere, etwas nüchternere Fassung stammt von Joseph. F. Burger aus dem Jahre 1855: ,,Morlius Acilius Glabrio im Jahre 93 Consul zu Rom, wurde vom Kaiser Domitianus, weil er die christliche Religion annahm, zum Kampfe auf Leben und Tod mit wilden Thieren im Amphitheater gezwungen.
Acilius hatte das Glück und erlegte unverletzt einen gewaltigen Löwen, wurde aber verbannt und begab sich nach Augusta hierher. Er erbaute an der Alat das Schloß, welches später nach ihm Azlburg genannt wurde, und erweiterte die Stadt bis zu einer Größe, welche in der Länge alles Feld zwischen Azlburg und Alburg einschloss, ja sich weiter hinaus bis nach Antenring südwestlich erstreckte. Ueberdieß schreibt man demselben auch die Erbauung einer Kapelle zu Antenring zu, welche auf diese Art die älteste des Landes sein würde. Daher soll auch die Stadt Augusta neben Acilia, und die Kapelle, wegen des Bildes des Acilius, die Acilianische genannt worden sein.“3
Dies soll geschehen sein in der Zeit, als Bischof Linius, ein Paulusschüler, als Missionar in unserer Gegend wirkte. Er habe den römischen Offizier Acilius veranlasst, bei Antenring ein Marienheiligtum zu bauen. Acilius wurde im Jahre 94 hingerichtet, weil er Christ geworden und die Erlaubnis zum Bau einer Kapelle gegeben hatte. Der Name der römischen Befestigung und Siedlung in Straubing war jedoch Sorviodurum, nicht Acilia.
Es gibt auch noch eine Legende über die Überführung der Marienkirche von Antenring nach Sossau, nämlich die Legende von Frauenbründl4:
„Bevor die spätgotische Marienkirche von Engeln von Frauenbründl (Gmd. Alburg) nach Sossau (Gmd. Hornsdorf) gebracht wurde, stand sie in Antenring (Gmd. Penning). Sie wurde von dort nach Frauenbründl, der zweiten Station der Sossauer Kirche gebracht, weil die „damahligen Innwohner“ von Penning nur „auß dem verworffenesten Pöfel bestanden“. In der „Himmlischen Rath-Stuben“ erging deshalb der Befehl, das Gotteshaus nach Frauenbründl zu überführen. Aber auch hier war für die Kirche keine dauernde Bleibe. In unterirdischen Gängen, die von der sagenhaften römischen Stadt Acilia übrig geblieben waren, hielt sich Mordgesindel auf, so dass die Kirche, endgültig, nach Sossau über die Donau von Engeln getragen wurde.
Heute befindet sich in Frauenbründl neben der heilkräftigen Quelle ein barocker Zentralhau des frühen 18. Jahrhunderts.“
„Besehreibung deß Orths / worauf die Kirchen anfänglich erbauet worden / in das gemein zum Frauen-Bründl genand.
Penning ist ein Dorff einer Meilweegs von der Stadt Straubing zwischen Untergang und Mittag / unter der Bottmässigkeit dieser Stadt gelegen: Mit der Pfarr aber nacher Perckamb gehörig: nicht weit von diesem Dorff ist ein gewisses Orth / welches insgemein von denen Umbliegenden unser Frauen Orth beym Brindl / oder auch bisweilen der Anttenring genennet wird. An diesem Orth ist der Boden so weit sumpff - und naßlendig so viel das Heilige Gotts-Haus zu Sossau diesen Platz bedecken möchte / nur alleinig / daß es sich wegen des Brindleins / so in der Mitten dieses Orths aufquellend abflüßt / am Ende sich etwas wenigs in die Länge ziehet. Rings herum ist die Erden vest und hart / ingleichen auch in Form eines halben Monds gestalteter Platz / allwo vor diesem der Altar gestanden ist. An diesem Orth werden zum öfteren sowohl Ziegel - als auch andere Steins-Trümmer ausgegraben / so eine nicht unergündte Anzeigung geben / dass vor Alters ein Gebäu allerdorten gestanden seye. So hat man auch absonderlich in Obacht genommen / daß dieses Orths Gelegenheit etwas Zwergs seitlich in die Rechte sich wendte / gleichwie auch die Kirche zu Sossau / wider der altenn Gotts-Häuser Gebrauch; nach zwerg zwischen Aufgang und Mittag gesetzt ist / gegen Mittag ist diesem Orth angelegen ein schönes Bircken / Tannen und Feuchten Waldlein / gegen Aufgang aber / oder was mehrers gegen Mitternacht die Stadt Straubing / uns ausser derselben Unser Lieben Frauen Kirchen zu Sossau. ...“
Die Legende der Überführung des Gotteshauses von Sossau beruht auf der Legende der Übertragung des Heiligen Hauses von Nazareth über Fiume nach Loretto (1295).
1 http://www.bistum-regensburg.de/borPage003835.asp2 Günther Kapfhammer, Straubinger Sagen und Legenden, in: Straubing, Festschrift aus Anlaß des 750 Gründungsjubiläums, hrsg. von Karl Bosl, 1968, S. 150f.
3 Joseph F. Burger, Über die Azlburg (Castra Acilia) bei Straubing, VHN 4, 1855, 1. Heft, 59-64, hier S. 61, abgedruckt in G. Kapfhammer, s.o., S. 153
4 Günther Kapfhammer, s.o., S. 167f.